Der erste Spieltag für die HVL09 in dieser Saison, begann mit dem Kreisderby im HVB-Landespokal und endete für die Handballvereinigung Luckenwalde 09 (HVL09) mit einer bitteren Niederlage gegen den SC Trebbin, der als klarer Favorit in diese Partie gegangen ist. In der Fläminghalle Luckenwalde lieferten sich die beiden Lokalrivalen anfänglich ein spannendes und hart umkämpftes Derby, das erst in der späteren Phase der ersten Halbzeit letztlich entschieden wurde. Am Ende musste sich die HVL09 mit 23:33 (11:18) geschlagen geben und verpasste damit einen erfolgreichen Saisonstart.
Die HVL09, die in der vergangenen Saison aus der Verbandsliga-Süd des Landes Brandenburg, mit dem elften Platz, absteigen musste, ging als Außenseiter in das Spiel gegen den SC Trebbin, der die Saison 2022–2023 mit dem dritten Platz abschließen konnte. Die Gastgeber konnten fast auf ihren kompletten Kader zurückgreifen, doch davon war auf dem Feld wenig zu spüren, denn der SC Trebbin zeigte von Beginn an eine starke Leistung und hielt mit viel Einsatz und Kampfgeist dagegen. Unsere HVL09 tat sich anfänglich schwer. Vor allem wollte das mittlerweile aus der Vorbereitung gewohnte Tempospiel nicht aufzuziehen und man leistete sich darüber hinaus, zu viele technische Fehler und Fehlwürfe. Der SC Trebbin nutzte diese Schwächen aus und ging bereits früh in Führung, ohne diese jemals wieder abgeben zu müssen. Bis zur elften Minute war das Spiel dennoch fast ausgeglichen. Beide Mannschaften nutzten nicht alle ihre Chancen und so führte der SC Trebbin bis dahin mit 4:6 Toren.
Dann begann der erste Lauf der Clauertstädter und bis zur 17. Minute arbeiteten sich die Vorjahres-dritten mit 5:11 ein ordentliches Polster auf. Alles sah danach aus, dass abermals, vor heimischer Kulisse, nichts zu holen ist, aber unsere Jungs bewiesen Moral und Kampfgeist. Sie bekamen wieder Zugriff auf das Spiel und mit einfachen Toren gelang der Handballvereinigung bis zur 23. Minute fast der Ausgleich bei einem Spielstand von 11:12.
Immer wieder wurde das Spiel von sog. Nebenkriegsschauplätzen beeinflusst. Bei diesem Derby keine Selten und Neuheit, aber es beeinflusste primär unser Spiel! Wir konzentrierten uns nicht darauf, den Ausgleich zu erkämpfen und Handball zu spielen, wir diskutierten viel lieber darüber, ob die eine oder andere Schiedsrichterleistung nunmehr berechtigt war oder nicht. In so einem Spiel mit so einem Gegner musste schließlich das passieren, was schon da nicht mehr aufzuhalten war. Der SC Trebbin setzte sich mit einem 6:0 Lauf weiter ab und ging mit einer passablen Führung in die Halbzeitpause. So stand es 11:18 für die Trebbiner Verbandsliga-Handballer.
Zweite Hälfte konnte keine Überraschung liefern
In der zweiten Hälfte änderte sich das Bild kaum. Beide Mannschaften schenkten sich nichts und lieferten sich teilweise einen offenen Schlagabtausch. Dieser sah aber vielmehr so aus, dass unsere HVL09 keinen Zugriff mehr auf das Spiel bekam und vielmehr ein verbaler Schlagabtausch in Richtung Schiedsrichter sowie gegnerischer Mannschaft stattfand. Es war frühzeitig klar, dass hier nichts mehr zu holen sein wird.
Die HVL09 versuchte, mit einer kompakten Deckung den Spielfluss des SC Trebbin zu stören, doch dieser fand immer wieder Lücken und kam zu einfachen Toren. Besonders die Rückraumspieler Mike Wettengel und der ehemalige Luckenwalder Spieler Steven Busek, die beide insgesamt zehnmal trafen, waren kaum zu stoppen.
Der SC Trebbin verteidigte seinerseits mit viel Leidenschaft und stellte die HVL09 vor große Probleme im Angriff. „Unsere Angriffe waren zu behäbig und zu ideenlos, komplett das Gegenteil zu dem, was wir noch Tage vorher im Testspiel gegen den Verbandsligisten Motor Babelsberg zeigen konnten. Ferner vergaben wir zu viele Chancen durch unnötige Einzelaktionen und scheiterten an uns selbst, durch primär verzichtbare zwei Minuten Strafen, die vorrangig die Mannschaft weiter schwächen sollte. Zu guter Letzt scheiterten wir immer wieder an der starken Torwartleistung des SC Trebbin, aber auch unser Torwart, Marc Kühne, zeigte nach dem schmerzvollen Abgang des Stammtorwarts Oliver Thierbach, in Richtung Ludwigsfelde, eine beeindruckende und starke Leistung.“, so Gordon Roth nach dem Spiel.
Wichtige Lehre aus dem Spiel ziehen und nach vorn schauen
So blieb es bis zum Schluss zwar nicht mehr spannend und aber für den Zuschauer trotzdem „dramatisch“. Ab der 35. Minute sollte hier nichts mehr anbrennen und das Spiel war entschieden. Nichts wollte mehr auf unserer Seite so richtig gelingen und man merkte auch, beim Stand von 12:20, dass die Spieler nicht mehr an einer Wende glauben mochten. So kam es, wie es kommen musste, das Spiel quälte sich mit vielen Toren für die Gäste und einige für uns zum Endstand von 22:32 dahin. Begleitet wurde die zweite Halbzeit mit einer doppelten Zwei-Minuten-Strafe, verursacht durch unseren neuen Spieler Christopher Jakobs, der aus Lichtenrade nach Luckenwalde gewechselt ist.
Die HVL09 musste nun eine bittere Niederlage, zum Saisonbeginn, hinnehmen und verlor verdient gegen den Lokalrivalen aus der Clauertstadt. Jetzt heißt es Selbstvertrauen zu tanken, in dem man wichtige Lehren aus dem Spiel zieht und die Trainingstage nutzt, um an sich zu arbeiten, denn auch die Landesliga wird kein einfaches Unterfangen. „Als Absteiger aus der höheren Liga, sind wir primär Favorit und stehen sofort unter Druck! Mit so einer Leistung werden wir uns nicht empfehlen können und erhöhen den Druck nur durch uns selbst. Das ist weder für die Mannschaft hilfreich, noch tut das unserem Spiel gut. Wir müssen jetzt an unseren Stärken arbeiten und sehen, dass wir wieder schnell zu unserem Spiel finden.“, so unser Trainer Andreas Reinhold nach dem Spiel. Hilfreich kann hier das gemeinsame Training mit der Reserve des MTV 1910 Wünsdorf sein, die zum kommenden Donnerstag, den 14.09.2023 nach Luckenwalde in die Jahnhalle kommt. Beide Mannschaften wollen zusammen trainieren und zum Ende des Trainings nochmals, über eine Spielzeit von 20 bis 30 Minuten testen, bevor die Saison losgeht.
Interview mit dem Vorsitzenden der HVL09 nach dem Spiel
Waren die Erwartungen vor dem Spiel zu hoch und schmerzt das Ausscheiden?
Wir hatten uns viel vorgenommen und das auch berechtigt, denn die Vorbereitung und das, was ich gesehen habe, sah wirklich gut aus. Ferner hat sich die Mannschaft gefunden und ich hatte auch im Training das Gefühl, dass hier etwas Positives passiert ist. Die letzten beiden Vorbereitungsspiele haben diese Annahme auch unterstrichen, aber es waren eben Test- und Trainingsspiele. Da spielt der hundertprozentige Wettkampfgedanke eine etwas untergeordnete Rolle. Trotzdem war ich guter Dinge und na klar wollten wir auch gewinnen. Im Pokal ist immer alles möglich.
Das Ausscheiden schmerzt, denn eine weitere Pokalrunde hätte ganz sicher interessante Gegner versprochen und vielleicht auch eine deutlich gefülltere Fläminghalle. Aber das müssen wir auf die neue Saison verschieben (Anm. Augenzwinkern).
Hatte die Mannschaft wirklich an ein Weiterkommen geglaubt?
Natürlich hat Sie das? Wir sind fast vollzählig angetreten und auch die Stimmung war gut. Die Freude auf dieses Spiel war wirklich sehr groß und jeder Einzelne wollte sich einbringen. Man nimmt sich viel vor und das Abschlusstraining war komplett auf dieses Spiel ausgerichtet. Wenn es dann zum Anfang des Spiels nicht läuft, okay, die Grüne Karte kam genau richtig.
Die Mannschaft bewies Moral und baute sich auf. Es wurde nochmals spannend, aber dann und da muss sie unbedingt daran arbeiten, dass nicht die Schiedsrichter und alles drumherum das Spiel entscheiden, sondern nur wir selbst. Das Team fängt immer bei einem selbst an und hier hat man gemerkt, dass die Köpfe wieder schnell herunter hingen und alles andere wichtig war. Wie teilweise im letzten Jahr auch …
Welche Lehren wird die Mannschaft aus diesem Spiel ziehen?
Ich hoffe natürlich alle, die offensichtlich wurden. Ich habe angenehme Erinnerungen an die Hinrunde von vor zwei Jahren. Wir sind damals nach einem Sieg gegen Teltow in Wünsdorf ähnlich unter die Räder gekommen, verloren sogar mit 17 Toren Unterschied. Niemand hatte uns mehr auf dem Zettel und die Mannschaft raffte sich komplett auf und wir gewannen fast jedes Spiel. Wir waren vor dem Spitzenspiel gegen die OSG Vogelsdorf/Fredersdorf überraschend Dritter. Gewannen gegen Schöneiche und in Schlaubetal holten wir einen sensationellen Sieg. Dann kam die Coronazeit… Ich möchte damit sagen, dass diese Mannschaft enormes Potenzial hat, nur glaubt sie noch zu wenig an sich.
Aber mit der Rückrunde wurdet ihr durchgereicht!
Das ist teilweise richtig. Spiele vielen aus, Spieler konnten nicht spielen und es plagten uns zu dieser Zeit enorme Verletzungssorgen. Wir liefen größtenteils mit der zweiten Garde aus der Kreisliga auf. Da war klar, dass das schwierig wird, aber auch hier zeigte die Mannschaft zum Ende der Saison wieder Moral. Die Lage entspannte sich und wir konnten mit den letzten fünf Spielen aufholen! Wir wurden dann Achter und wir dachten, jetzt sind wir so weit und können den nächsten Schritt gehen. Leider war das auch ein Trugschluss und wir sind sogar abgestiegen.
Ist der Abstieg für Euch ein Drama oder ist es vielmehr eine neue Chance?
Beides. Natürlich war es ein enormes Privileg in dieser Liga zu spielen und mir tut es enorm weh, wenn ich jetzt sehe, wer da alles in dieser Saison in der Verbandsliga aufläuft. Wir sind bedauerlicherweise nicht dabei. Große Namen wie Ahrensdorf/Schenkenhorst, Cottbus, Guben, Ludwigsfelde und Schlaubetal schmücken die Liga und Luckenwalde sucht man vergebens.
Wir waren seit 2009 in dieser wunderbaren Liga und hatten auch erfolgreiche Zeiten, aber man darf sich auch nicht der Wahrheit verschließen, dass wir bereits in den vergangenen Jahren auch nur am grünen Tisch die Liga halten konnten. Das ist auch eine Wahrheit und unsere Ambitionen waren in der Nachbetrachtung zu hoch gegriffen. Deswegen arbeiten wir jetzt daran, die Ausbildung unseres Nachwuchses deutlich zu verbessern. Das war auch eines der wesentlichen Punkte, warum wir mit dem MTV 1910 Wünsdorf in eine Handballkooperation getreten sind. Auch dieses Projekt benötigt Zeit und Geduld. Insofern ist die Landesliga genau richtig für uns und sportlich gesehen, gehören wir eben aktuell dorthin. Das ist nun mal so …
Ist der Wiederaufstieg Pflicht?
Genau genommen müsste man eigentlich sagen, mit diesem Kader -ja, aber tatsächlich sehen wir das nicht so. Wir haben lange im Vorstand über dieses Thema philosophiert und wir wissen sehr genau, dass wenn Du nach über 10 Jahren Verbandsliga in die Landesliga absteigst, Du automatisch Titelfavorit bist. Alles schaut in dieser Liga auf Dich und jede einzelne Mannschaft ruft im Spiel alles ab, was möglich ist und was geht, um Dir Steine in den Weg zu legen. Das ist nun einmal Sport und vor allem der Handball. Damit müssen wir leben und sicher setzt uns das von Anfang an unter Druck.
Mannschaften wie Plessa oder Ortrand können auch Handball spielen und sind immer für eine Überraschung gut. Vor allem dann, wenn ein frisch gebackener Absteiger aus der Verbandsliga vorstellig wird. Wir dürfen auf keinen Fall diese Spiele unterschätzen und glauben, dass Du diese Spiele im Vorbeifahren nach Hause holst. In der Landesliga wird ein anderer Handball, teilweise sehr unbequemer Ball gespielt. Daran müssen wir uns gewöhnen, dürfen uns aber nicht anpassen, sondern müssen stringent an unserem Spielkonzept arbeiten. Fokus ist dementsprechend nicht der Aufstieg, sondern dass wir schon den Anspruch haben, oben mitzuspielen und Punkte nach Hause zu holen. Die Mannschaft muss schlichtweg lernen, wieder zugewinnen … das ist eben so! Am Ende der Saison sehen wir, wo wir stehen und wie die Mannschaft gearbeitet hat. Dann schauen wir weiter …
Letzte Frage, Ihr habt eine Frauenmannschaft ins Leben gerufen, wie ist da der aktuelle Stand
Ich bin sehr stolz, dass wir wieder eine Damenauswahl im Training haben. Ganze 21 Frauen haben sich ursprünglich gemeldet. Aktuell sind von den gemeldeten Spielerinnen, immer ca. 8 bis 12 im Training. Weitere drei sollen noch im September und wiederum zwei im Oktober folgen. Ziel ist es, dass wir bis zu 5 Spielerinnen bis Dezember in und bei Wünsdorf in den Spielbetrieb bekommen.
Drei sind aktuell dort in der Mannschaft. Die Frauenmannschaft der HVL09 trainiert immer mittwochs und freitags in der Jahnhalle Luckenwalde und wird eingehend auf die nächste kommende Saison vorbereitet. Das liegt schlichtweg daran, dass einige Frauen dabei sind, die noch nie Handball gespielt haben. Mit der Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Das kann ich hervorragend einschätzen, denn im Team mit Steven Klante betreuen wir diese Mannschaft und bereiten sie vor.
Danke für das Interview, wir wünschen viel Erfolg für die kommende Saison. Lukas Thoms.